Figuren in urbanen Räumen einer modernen, entwürdigenden Gesellschaft

Der Besucher steht vor unproportionierten Figuren, die den Großteil der Leinwandfläche bedecken, welche allerdings manchmal zu klein ist, um sie ganz aufzunehmen. Sie sind in einen Bus gezwängt, stehen in der Schlange der U-Bahn oder bücken sich in den Unterführungen, wobei Firenze Lai auf Hände, Beine und Füße fokussiert. Die unteren Körperteile sind schemenhaft und scheinen sich in einen Zwang ausübenden Raum zu fügen. Gesichter und Blicke sind kleiner und deuten auf ein beschränktes Sichtfeld in einer großen und unkontrollierbaren Welt hin.

Diese anonymen Gestalten auf neutralem Hintergrund erzählen physische und psychische Alltagssituationen. Eine Mittagspause, ein Gespräch unter Freunden gehören genauso zu kollektiven Szenen wie Menschenketten.

2014 kommt es aufgrund der Demonstrationen in Hongkong zu einer Wende in ihrer Arbeit. Die Künstlerin wird sich der manipulierenden Gesellschaft bewusst. Ab diesem Zeitpunkt untersucht sie in ihren Werken, wie der öffentliche Raum mit seiner permanenten Raserei Körper und Geist bedingt. Die atmosphärischen Bilder zeigen Figuren, die abwechselnd unter Einfluss stehen oder sich gezwungenermaßen in die Innerlichkeit zurückziehen.

Der Titel der Ausstellung, „Das Gleichgewicht der Weißtöne“, bezieht sich auf eine Bezeichnung in der Fotografie, wenn Farben, deren Basis Weiß ist, angeglichen werden müssen. Er soll auch an Kipppunkte erinnern, an die persönliche Anpassung an Situationen des Alltags oder an die Einstellung gegenüber großen, allgemeinen Werten.

KURATORIN

Aurélie Voltz
Direktorin des MAMC+

Über 80 Werke

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