EIN NEUES WERK IN SITU, DAS DIE GESCHICHTE DES GEBIETES VON SAINT-ÉTIENNE NACHZEICHNET

Jannis Kounellis wurde 1936 in Griechenland geboren und lässt sich 1956 in Rom nieder. Er ist ein bedeutender zeitgenössischer Künstler und eine emblematische Figur der Arte Povera. Das MAMC+ hat ihn eingeladen, seinen Blick auf das Gebiet um Saint-Étienne zu werfen und ein Werk an Ort und Stelle zu schaffen, im zentralen Raum des Museums.

„Elementi Labirinto“ ist eine ortsgebundene Installation, die aus Eisen, Kohle, Leinwand, Stoff und Malerei besteht. Dieses Werk ist eine Ablage und auch Abnahme: ein breites gelbes Band hängt von der Decke bis zum Boden und gibt den mit Kohlen gefüllten Blocks eine gewisse Schwere. Sechs Bilder mit schwarzen genähten Kleidern befinden sich zu beiden Seiten des Bandes, das Gesamte bildet ein Kreuz.

Die Präsenz der Kohle bezieht sich auf das industrielle Erbe des Bergbaureviers um Saint-Étienne. Dieses Werk ist eine Arbeit, das Vergangenheit thematisiert, es ist wie eine Archäologie des Erinnerns, und gleichzeitig eine Osmose zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die architektonische Installation, in die man hineingeht, versteht sich als Inszenierung, die den Betrachter umgibt.

Jannis Kounellis schafft Werke aus Rohmaterialien, die er nicht künstlich verändert. Indem er diese Objekte so zeigt, wie sie sind, kommt der Betrachter direkt mit der Realität der Welt in Berührung: die Kohle schwärzt die Hände, die Jutesack verbreitet Staub und das Eisen ist sowohl eisig als auch glühend. Der Gebrauch dieser Materialien erinnert an unsere eigene Geschichte und Vergangenheit. Der Künstler spricht damit ein sowohl individuelles als auch kollektives Erinnern an.

KURATOR

Lóránd Hegyi
Kunsthistoriker und Direktor des MAMC+ von 2003 bis 2016

KATALOG

Jannis Kounellis
Texte von Lóránd Hegyi und Bruno Carà. Dreisprachig Französisch-Englisch-Italienisch bei Éditions Silvana Editoriale ISBN 9788836629466. 192 Seiten. Preis : 28 Euro.

„Raum ist nicht nur eine formale Gesamtheit an Dimensionen, sondern auch und immer ein Echo und eine Geschichte.“
R.-H Fuchs in CapcMusée d'art contemporain, Bordeaux, 1985

ARTE POVERA

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